Wer ein iPad Pro oder ein aktuelles iPad Air sein Eigen nennt, hat vermutlich schon von ProMotion gehört – Apples Marketing-Begriff für variable Bildwiederholraten bis 120Hz. Doch was viele nicht wissen: Hinter dieser Technologie steckt ein faszinierendes System, das weitaus intelligenter arbeitet als die meisten vermuten. Während du gemütlich einen Artikel liest, passt dein iPad die Bildwiederholrate im Hintergrund an und spart dabei massiv Energie. Ein cleverer Trick, der die Akkulaufzeit verlängert, ohne dass du es überhaupt merkst.
Was ist ProMotion und warum macht es dein iPad besser?
ProMotion bezeichnet Apples adaptive Displaytechnologie, die die Bildwiederholrate dynamisch anpasst. Bei aktuellen iPad Pro-Modellen mit LTPO-Technologie variiert ProMotion zwischen 10Hz und 120Hz. Zum Vergleich: Herkömmliche Displays arbeiten mit festen 60Hz, was bedeutet, dass das Bild 60 Mal pro Sekunde aktualisiert wird – egal ob sich etwas auf dem Bildschirm bewegt oder nicht. Das iPad mit ProMotion hingegen analysiert permanent, was gerade auf dem Display passiert, und wählt die optimale Bildwiederholrate.
Die Technologie nutzt einen ausgeklügelten Algorithmus, der verschiedene Faktoren berücksichtigt: Bewegungen auf dem Display, Eingaben über Touch oder Apple Pencil sowie die Art des dargestellten Inhalts. Das Resultat ist ein Display, das genau dann schnell reagiert, wenn du es brauchst, und Energie spart, wenn Geschwindigkeit gerade keine Rolle spielt.
Wie der intelligente Algorithmus im Detail funktioniert
Der Kern von ProMotion ist ein hochentwickelter Algorithmus, der in Echtzeit arbeitet. Sobald du beispielsweise durch eine Webseite scrollst oder zwischen Apps wechselst, erkennt das System die Bewegung und fährt die Bildwiederholrate innerhalb von Millisekunden auf 120Hz hoch. Das Ergebnis: butterweiche Animationen und eine Reaktionsgeschwindigkeit, die sich spürbar von günstigeren iPads unterscheidet.
Besonders beeindruckend wird die Technologie beim Einsatz des Apple Pencil. Hier schaltet das iPad nicht nur auf die maximalen 120Hz, sondern reduziert gleichzeitig die Latenz auf ein Minimum. Bei neueren Modellen erreicht die Apple Pencil Latenz gerade einmal 20 Millisekunden. Das ist schneller, als dein Gehirn die Verzögerung überhaupt wahrnehmen kann – eine branchenweit führende Leistung, die digitales Schreiben und Zeichnen unglaublich natürlich wirken lässt.
Statische Inhalte: Wenn weniger mehr ist
Der wirklich clevere Teil der Technologie zeigt sich aber bei statischen Inhalten. Wenn du ein E-Book liest, ein Foto betrachtest oder ein Dokument durchgehst, passiert auf dem Display faktisch nichts. Der Text oder das Bild bleibt gleich – es gibt nichts zu animieren oder zu bewegen. In solchen Momenten reduziert ProMotion die Bildwiederholrate bei aktuellen iPad Pro-Modellen auf bis zu 10Hz.
Diese extrem niedrige Frequenz reicht völlig aus, wenn sich nichts bewegt, und spart enorm viel Energie. Der Display-Controller muss das Bild nur noch 10 statt 120 Mal pro Sekunde aktualisieren, was die Stromaufnahme erheblich senkt. Du merkst davon absolut nichts, weil bei statischen Inhalten die Bildwiederholrate ohnehin keine Rolle spielt. Diese Fähigkeit, auf 10Hz herunterzufahren, ist besonders den neueren Modellen mit LTPO-Technologie vorbehalten.
Der Energiespareffekt: Längere Akkulaufzeit durch intelligente Anpassung
Die adaptive Bildwiederholrate trägt spürbar zur Energieeffizienz bei. In der Praxis hängt der tatsächliche Gewinn natürlich davon ab, wie du dein iPad nutzt. Wer den ganzen Tag animierte Inhalte anschaut oder ununterbrochen mit dem Apple Pencil zeichnet, profitiert weniger als jemand, der hauptsächlich liest oder statische Inhalte betrachtet.
Die Energieersparnis entsteht durch mehrere Faktoren: Reduzierte Display-Aktualisierungen bedeuten weniger Arbeit für den Display-Controller. Die Grafikeinheit muss weniger Frames rendern, wenn die Bildwiederholrate sinkt. Der Framebuffer muss seltener ausgelesen werden, was Energie spart. Zudem kann die Backlight-Steuerung bei niedrigeren Frequenzen effizienter arbeiten. All diese Komponenten addieren sich zu einer spürbaren Verlängerung der Akkulaufzeit, besonders bei typischen Alltagsaufgaben wie Lesen, Surfen oder E-Mails bearbeiten.
ProMotion in verschiedenen Szenarien
Beim Surfen und in sozialen Medien
Soziale Medien und Webseiten sind ein interessanter Grenzfall für ProMotion. Während du scrollst, läuft das Display mit vollen 120Hz für maximale Flüssigkeit. Hörst du auf zu scrollen und liest einen Beitrag, sinkt die Rate innerhalb weniger Augenblicke ab. Tippst du auf einen Link oder startest ein Video, reagiert das System sofort und erhöht die Frequenz wieder.

Dieser ständige Wechsel passiert so nahtlos, dass er vollkommen transparent bleibt. Das iPad wechselt die Bildwiederholrate mehrere dutzend Mal pro Minute, abhängig von deiner Interaktion. Genau diese Unsichtbarkeit der Technologie macht ihre Brillanz aus – sie arbeitet perfekt, ohne dass du je darüber nachdenken musst.
Bei der Videowiedergabe
Videos stellen einen Spezialfall dar. Die meisten Filme und Serien laufen mit 24, 25, 30 oder 60 Bildern pro Sekunde. ProMotion passt sich exakt an diese Framerates an, was einen entscheidenden Vorteil bietet: Es verhindert sogenanntes Judder, also das Ruckeln, das entsteht, wenn die Bildwiederholrate des Displays nicht zur Framerate des Videos passt.
Ein Film mit 24fps wird auf einem ProMotion-Display mit exakt 24Hz oder einem Vielfachen davon dargestellt. Das sorgt für ein kinoreifes Seherlebnis ohne die typischen Artefakte, die bei Displays mit fester 60Hz-Frequenz auftreten können. Cineasten wissen diese Feinheit besonders zu schätzen, denn sie erlaubt es, Filme so zu erleben, wie die Regisseure sie konzipiert haben.
Gaming mit variabler Bildrate
Auch Gamer profitieren von ProMotion. Moderne iOS-Spiele können die variable Bildwiederholrate nutzen und zwischen 30Hz und 120Hz wechseln, je nach aktueller Last. Grafisch anspruchsvolle Szenen laufen vielleicht mit 60-90 fps, während weniger fordernde Momente die vollen 120fps ausreizen.
Dank der adaptiven Technologie vermeidet das iPad das sogenannte Screen Tearing, bei dem unterschiedliche Teile des Bildes verschiedene Frames zeigen. Die Synchronisation zwischen GPU und Display funktioniert dynamisch, ähnlich wie VRR-Technologien bei Gaming-Monitoren. Das Spielerlebnis wird dadurch flüssiger und responsiver, was besonders bei schnellen Action-Spielen oder Rennsimulationen den entscheidenden Unterschied macht.
Kann man ProMotion manuell steuern?
Apple bietet Nutzern grundsätzlich wenig direkte Kontrolle über ProMotion, hält aber durchaus einige Optionen bereit. Wer möchte, kann die Bildwiederholungsrate unter den Bedienungshilfen auf maximal 60 fps beschränken. Diese Option ist besonders für Menschen relevant, die von hohen Bildwiederholraten Kopfschmerzen bekommen oder die Akkulaufzeit weiter optimieren möchten.
Eine vollständige Deaktivierung oder manuelle Steuerung jeder einzelnen Frequenzstufe ist jedoch nicht möglich. Diese Entscheidung ist typisch für Apples Philosophie: Die Technologie soll einfach funktionieren, ohne dass man sich damit auseinandersetzen muss. Für Entwickler bietet Apple allerdings APIs, mit denen sich die bevorzugte Bildwiederholrate für bestimmte Anwendungsfälle festlegen lässt. So kann eine Zeichen-App maximale Reaktionsgeschwindigkeit fordern, während eine Lese-App dem System signalisiert, dass niedrige Frequenzen ausreichen.
Der technische Vorsprung gegenüber der Konkurrenz
Während mittlerweile auch Android-Tablets und Smartphones mit hohen Bildwiederholraten ausgestattet sind, bieten nur wenige die gleiche Flexibilität wie ProMotion. Viele Geräte wechseln lediglich zwischen zwei Modi – etwa 60Hz und 120Hz –, während Apples Implementierung stufenlos arbeitet und deutlich mehr Zwischenstufen nutzt.
Diese feinere Abstufung ermöglicht präzisere Energieoptimierung. Statt zwischen zwei Extremen zu wechseln, kann das iPad die Bildwiederholrate exakt an die Erfordernisse anpassen und findet so den perfekten Kompromiss zwischen Performance und Akkulaufzeit. Die Integration mit dem gesamten iOS-Ökosystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Da Apple Hard- und Software kontrolliert, kann ProMotion tief ins System integriert werden und mit allen Systemfunktionen optimal zusammenarbeiten. Diese vertikale Integration ist ein Vorteil, den Android-Hersteller nur schwer nachahmen können.
Für die meisten Nutzer bleibt ProMotion eine jener Technologien, die man erst dann wirklich schätzt, wenn man wieder zu einem Gerät ohne diese Funktion greift. Die Flüssigkeit der Bedienung und die verlängerte Akkulaufzeit sind zwei Seiten derselben Medaille – und beide zeigen, wie durchdacht moderne Display-Technologie sein kann.
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